Geschichte des Ciders
Eroberer als Kultivierer
Die Normannen brachten viele Veränderungen mit nach Britannien, von denen die neue Cider-Kultur sicherlich zu den angenehmsten gehörte. Cider wurde immer populärer, nicht nur bei den Eroberern, sondern auch bei den Angelsachsen. Neue Apfelsorten wurden eingeführt, die Produktion stieg rapide, mehr und mehr Keltereien schossen aus dem Boden: Vor allem die Klöster leisteten Pionierarbeit. Cider mutierte zum Volksgetränk. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Cider erstmals explizit in den königlichen Steuerurkunden geführt wurde.
Ein königlicher Trunk
Cider war auch der Trunk von Königen. Prominent-berüchtigster Cider-Trinker des Mittelalters war wohl König Johann Ohneland (1199-1216), dank Robin Hood besser bekannt als Prinz John. Johann starb an der Ruhr, wahrscheinlich aufgrund exorbitanten Genusses britischen Apfelweins. Mit anderen Worten: John hatte sich zu Tode gesoffen - Cider als Rächer der Enterbten! (andere Quellen berichten von verdorbenem Erbsenbrei, vielleicht war es auch eine Kombination aus beidem)
Allgegenwärtige Cider-Kultur
Bereits für die Zeit um 1300 gibt es Quellenbelege für die Produktion von Cider in den Grafschaften Buckinghamshire, Devonshire, Essex, Gloucestershire, Herefordshire, Worcestershire, Kent, Norfolk, Somerset, Suffolk, Surrey und Sussex. Selbst in Yorkshire wurde Cider produziert. Nahezu auf jedem Bauernhof stellte man Cider für den Eigenbedarf her, für ein paar Apfelbäume war immer Platz. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Landarbeitern ein Teil des Lohns sogar per Cider ausgezahlt, üblich waren 3 bis 4 Pints (1 Pint = 0,568 Liter) pro Tag. Für die Arbeiter war die Cidermenge ein Statussymbol: Wer es auf 8 oder 9 Liter pro Tag brachte, galt als Spitzenkraft! Vor allem in den Hauptanbaugebieten in West-England wurden bis zu 20 % des Lohnes in Cider ausgezahlt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts stießen sich klerikale Kreise daran, Löhne in Form von alkoholischen Getränken zu zahlen. 1887 wurde diese Bezahlung dann auch per Gesetz verboten, seitdem muss man Cider mühselig in britischen Supermärkten kaufen - oder bequem in unserem Online-Shop.
Wassailing - Brauchtum vergangener Zeiten
Das 'Wassailing' (angelsächsisch: 'wes hal': gute Gesundheit) ist ein alter Brauch, der Apfelbäume vor bösen Geistern schützen sowie einen reichen Ertrag sichern soll. Erstmals für das späte 17. Jh. belegt, wird diese Tradition vereinzelt noch heute im Westen Englands begangen.Das Ritual umfasst fünf Kernelemente, die je nach Region stark variieren können. Zuerst versammelt man sich um den Baum, anschließend wird der 'Wassailing-Song' vorgetragen, dann gießt man Cider über die Baumwurzeln. Damit soll der 'Lebenssaft' von Jahr zu Jahr weitergegeben werden. Danach wird viel Lärm und Krach veranstaltet, um böse Geister zu vertreiben. Abschließend trinkt man auf das Wohl des Baumes, und zwar so oft, wie man glaubt, dass es notwendig ist - und da 'Wassailing' im kalten Januar begangen wird, ist meist sehr viel Cider notwendig ...
Museum of Cider - Hereford
In Hereford gibt es ein eigenes Museum rund um den Cider. Falls du also für deinen England Besuch noch nicht genug Programmpunkte hast, ist das sicherlich ein interessanter Ausflug Museum of Cider